Die Fotografie als naturgetreue Darstellung irgendwelcher Ereignisse oder als Dokument hat Gerry Harrant nie gereizt. Wenn man auch bestimmte  Situationen als Fotograf vielleicht so erkennen sollte, dass nicht das Auffallende, sondern das Bemerkenswerte zur individuellen Bildaussage wird, kommt es bei ihm schon vor, dass die Figuration mit voller Absicht zweckentfremdet eingesetzt, und in der Folge als Erscheinung zum Kompositionselement umfunktioniert wird, das der Aussage dadurch mehr Tiefgründigkeit verleiht und damit seine persönliche Sichtweise zum Ausdruck bringt. Seine Sichtweise aber liegt fernab aller zwanghaften Hinweise oder vorgegebenen Prioritäten, die den Betrachter letztendlich nur entmündigen. Weil aber das Wieder erkannte den Betrachter meist zu eindeutigen Assoziationen zwingt und damit das Wahrnehmungserlebnis zu einer vorhersehbaren und schon oftmals gemachten Erfahrung wird, setzt Gerry Harrant seine aufgenommenen und auch archivierten Kompositionselemente so ein, dass sie ausschließlich dem Bild dienen und dem Verstand des Betrachters jede Sinngebung verweigern.
Man könnte das vorhin schon angesprochene Wahrnehmungserlebnis des Betrachters so beschreiben, als wolle man in Erwartung des erfrischenden Obstgeschmackes in einen Apfel beißen und muss dann unvorbereitet feststellen, dass der Geschmack, der eines Wiener Schnitzels ist.

(Luka Anticevic (Institut für Kunst und Philosophie – Kärnten)